Auch Iris Grieshofer, Geschäftsführerin der Spar-Tochter Regio, muss die verantwortlichen Sortimentsmanager von neuen Produktkonzepten überzeugen, bevor sie produziert werden können. Wenn sie sich im Regal nicht bewähren, hätte man keine längere Gnadenfrist. „Familiäre“ Vorteile gäbe es aber dennoch: Der Mutterkonzern bietet in herausfordernden Zeiten Sicherheit.
Frau Grieshofer, bei Kaffee und Tee bevorzugen die Verbraucher Markenprodukte. Inwieweit können Eigenmarken hier mithalten? Iris Grieshofer: Ich kann nur für Regio sprechen und hier bin ich überzeugt davon, dass sich unsere Handelsmarke keinesfalls vor Markenartikeln zu verstecken braucht. Das beweisen wir regelmäßig in Blindverkostungen, bei denen unsere Kaffees sehr gut abschneiden. Unsere beiden Sorten Spar Premium Nicaragua und Spar Natur*Pur wurden kürzlich vom Verein für Konsumenteninformation mit der Bestnote „sehr gut“ ausgezeichnet. Wir achten auf die höchsten Qualitätsstandards und sind vor allem, was die Frische und Qualitätssicherung im Allgemeinen betrifft, sehr akribisch. Unser Anspruch ist, dass Kaffee immer frisch sein muss, folglich also keinen Restsauerstoff enthalten darf. Deswegen tragen unsere Bohnenkaffees beispielsweise ein MHD von zwölf Monaten. Manche Markenartikler erlauben hier im Vergleich auch bis zu zwei Jahre.
Inwieweit vergleichen Sie sich mit großen Markenartikeln, die übergreifend bei mehreren Lebensmittelhändlern gelistet sind? Ich versuche mich stets auf Regio zu fokussieren, aber natürlich beobachte ich auch, welche Neuheiten unsere Marktbegleiter lancieren. Ich verkoste auch sehr gerne die Produkte anderer Marken und sehe dadurch auch die Berechtigung für uns als Eigenmarkenartikler, am Markt zu sein. Wir bieten ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis und ein großes Portfolio von Preis-Einstieg bis hin zum Bio-Premium-Bereich. Am Ende des Tages hat der Kunde die Qual der Wahl und das ist auch gut so.
Regio steht ja auf zwei Standbeinen. Sie rösten nicht nur Kaffee, sondern packen auch die Tee-Eigenmarken der Spar ab. Wie viele SKUs werden am Standort in Marchtrenk produziert beziehungsweise abgepackt? Wir haben etwa 90 unterschiedliche Teesorten und packen hier pro Jahr circa 130 Millionen Teebeutel ab. Im Kaffeebereich führen wir 30 verschiedene SKUs und rösten 4.000 Tonnen Rohkaffee, was im Endprodukt etwa 3.600 Tonnen Kaffee ergibt. Unseren Kaffee liefern wir an unsere Tochtergesellschaften in Ungarn, Slowenien, Kroatien und Italien sowie an die Metro, und rösten für Maximarkt den beliebten Maximo’s-Kaffee.
Sind ihre Kapazitäten damit ausgelastet oder könnten Sie die Produktion bei Bedarf erhöhen? Wir arbeiten derzeit im Kaffeebereich im Ein-Schicht-Betrieb. Im Teeabpackbereich arbeiten wir im Zwei-Schicht-Betrieb an fünf Tagen die Woche. Mein Team ist dabei sehr flexibel und arbeitet abwechselnd im Wochentakt an beiden Linien. Wir haben jedenfalls noch Kapazitäten und können sehr flexibel umstellen, um zum Beispiel bei Nachfragehochs die Produktion zu erhöhen. In der Rösterei haben wir darüber hinaus mit ersten Lohnröstungen angefangen und sehen auch in diesem Bereich in Zukunft mehr Potenzial. Der große Vorteil ist, dass wir rösten und gleich verpacken.
Inwieweit sind Sie bei Innovationen an die Wünsche der jeweiligen Sortimentsmanager gebunden? Innovationen sind neben Frische und Qualität einer unserer höchsten Ansprüche. Ich denke, dass uns das auch sehr gut gelingt. Wir sind beispielsweise der einzige große Röster mit einem entkoffeinierten Bio-Kaffee im Portfolio, der mit natürlicher Quellkohlensäure entkoffeiniert wird. Über alle Innovationen wird gemeinsam mit den zuständigen Sortimentsmanagern, mit denen wir einem sehr konstruktiven Austausch stehen, entschieden. Die Ideen für neue Produkte kommen dabei von beiden Seiten.
Sie haben den Vorteil, dass sie schlimmstenfalls am Anfang der Produktentwicklung eine Absage bekommen. Bei Markenartiklern kommt diese zu einem viel späteren Zeitpunkt. Deswegen kritisieren sie auch nicht selten, dass manche Neuprodukte nicht ausreichend Zeit im Regal bekommen, um sich zu beweisen. Haben Sie bei Regio hier eine längere Gnadenfrist? Die Regale sind nicht endlos und am Ende des Tages möchte jeder Händler Umsatz und Spanne generieren. Wie viel länger man unseren Produkten eine Chance gibt, ist vom Sortimentsmanager abhängig und keine Sympathiesache. Wir werden hier nicht anders behandelt als Markenartikler. Und für uns bringt es auch nichts, wenn Produkte im Regal bleiben, die sich nicht verkaufen. Wir schauen aber natürlich auch darauf, dass wir Produkte anbieten, die das Sortiment gut ergänzen, auch wenn sie eventuell nicht zu den Top-Sellern gehören. Als Beispiel fällt mir hier spontan unser Bio Weißer Tee ein, der nicht unbedingt eine große Zielgruppe hat, aber das Sortiment abrundet. Das Interview in voller Länge lesen Sie im PDF der CASH-Mai-Ausgabe 2022.