Freunde der Plassenburg vergrößern ihren Silberschatz

2023-02-22 18:29:29 By : Ms. Cindy Wang

Nachrichten für Oberfranken & Umgebung

Pressemitteilung veröffentlicht von Redaktion am 29. Januar 2023

Als vor Kur­zem in Bind­lach ein Set von sechs Sil­ber­löf­feln mit dem Bild­nis von Mark­graf Fried­rich III., dem Ehe­mann von Wil­hel­mi­ne von Preu­ßen, zum Kauf ange­bo­ten wur­de, schlu­gen die Freun­de der Plas­sen­burg zu. „Wir konn­ten ein Set aus sechs Löf­feln mit gedreh­ten Sti­len und aus Mün­zen bestehen­den Laf­fen erste­hen, die offen­bar in der Regi­on aus Bay­reuth-Kulm­ba­cher Geld­stücken her­ge­stellt wur­den“, beschreibt der Vor­sit­zen­de des Ver­eins Peter Weith den Ankauf, mit dem der Sil­ber­schatz des Ver­eins wie­der ein­mal ver­grö­ßert wer­den konn­te. Man habe einen mitt­le­ren drei­stel­li­gen Betrag für die fas­zi­nie­ren­den Stücke gezahlt.

Die Laf­fe, wie das schüs­sel­för­mi­ge Ende des Ess­be­stecks genannt wird, wur­de jeweils aus einer zwölf­tel Taler­mün­ze her­ge­stellt, die in die Form eines klei­nen Schüs­sel­chens geden­gelt oder gepresst wur­de. An den Rand wur­den die aus sta­bi­lem Sil­ber­draht gedreh­ten Sti­le gelö­tet, die jeweils am Ende in einer Öse mit sil­ber­nem Kugel­knauf aus­lau­fen. Ein sol­cher Löf­fel konn­te damit in einem ent­spre­chen­den Gestell auf­ge­hängt und zur Schau gestellt wer­den, oder aber eine einem durch die Ösen geführ­ten Band oder einer Schnur getra­gen und gegen Ver­lust gesi­chert werden.

Mark­graf Fried­rich III., der Ehe­mann Wil­hel­mi­nes von Preu­ßen, blickt den Benut­zer aus der Laf­fe des Löf­fels an. Die spä­te­stens ab 1810 nicht mehr gül­ti­gen Zah­lungs­mit­tel aus Bay­reuth und Kulm­bach wur­den zu wert­vol­len Löf­feln umge­ar­bei­tet, die die Freun­de der Plas­sen­burg an ihrer Jah­res­haupt­ver­samm­lung wie­der ein­mal benut­zen wol­len.© Hol­ger Peilnsteiner

Blickt man in die Ver­tie­fung des Löf­fels, so sieht man das Brust­bild des Mark­gra­fen Fried­rich in Rüstung mit Man­tel. Am Rand fin­det sich die Umschrift FRIE­DE­RICVS D G M B D P ET S B N, die auf die latei­ni­sche Bezeich­nung sei­ner Titel ver­weist: Mark­graf zu Bran­den­burg, Her­zog in Preu­ßen und Burg­graf zu Nürnberg.

Die Unter­sei­te der Löf­fel © Hol­ger Peilnsteiner

Die Unter­sei­te der Löf­fel zeigt die Revers­sei­te der Mün­ze mit der Anga­ben „12 EINEN REICHS­TA­LER“ im Zen­trum und die jewei­li­ge Jah­res­an­ga­be der Prä­gung. Die Geld­stücke stam­men aus den Jah­ren zwi­schen 1752 und 1762 und wur­den wahr­schein­lich in der Münz­stät­te Bay­reuth vom Münz­mei­ster Johann Lorenz Ruck­de­schel geprägt. Die Mün­zen waren reichs­weit gül­tig und waren bis 1810 in Umlauf.

Löf­fel sind seit dem Alter­tum als Ess­be­steck bekannt und in wei­ten Tei­len der Welt in Gebrauch. Ihre Laf­fe ahmt dabei eine klei­ne hoh­le Hand nach, mit der getrun­ken oder geges­sen wer­den kann. Im Land­schafts­mu­se­um Ober­main auf der Plas­sen­burg befin­den sich im Bestand des Pör­bit­scher Schat­zes zwei Seri­en wert­vol­ler Löf­fel des 17. Jahr­hun­derts. Dar­un­ter sind neun sil­ber­ne Löf­fel­stie­le, die höl­zer­ne Laf­fen hal­ten sowie fünf gan­ze Sil­ber­löf­fel mit fili­gra­nen figür­li­chen Schmuck­ele­men­ten. Die­se recht gro­ßen Löf­fel waren alle zum Spei­sen gedacht, anders als die klei­nen Münzlöffel.

Münz­löf­fel sind seit dem 18. Jahr­hun­dert in wei­ten Tei­len Euro­pas ver­brei­tet und fin­den sich ab der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts auch in Latein­ame­ri­ka und eini­gen Län­dern Asi­ens. Sie wur­den in Euro­pa vor allem als klei­ne Löf­fel für Mok­ka, Tee und auch zur Auf­nah­me von Gewür­zen genutzt.

„Rei­ne Sil­ber­löf­fel, wie die­se sechs von uns in Bind­lach erstei­ger­ten, wur­den aller­dings nicht für Salz ver­wen­det, da es die­ses Metall angreift und schwarz wer­den lässt“, erläu­tert Weith. „Die für die Löf­fel ver­ar­bei­te­ten Mün­zen wie­gen jeweils 3 Gramm und hat­ten zusam­men den Wert eines hal­ben Reichs­ta­lers.“ Zusätz­lich wie­gen die sil­ber­nen Sti­le etwa 6 bis 7 Gramm. Das Gesamt­ge­wicht belau­fe sich auf knapp 60 Gramm Sil­ber. Der Durch­mes­ser der Mün­ze war einst 27,5 Mil­li­me­ter und ver­rin­ger­te sich etwas durch das Tief­zie­hen zu einer schüs­sel­för­mi­gen Laf­fe auf 25 Millimeter.

Löf­fel aus Mün­zen des Mark­gra­fen­tums Bran­den­burg-Kulm­bach-Bay­reuth gibt es seit dem 18. Jahr­hun­dert. Vor allem in der ersten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts mehrt sich mit dem Ein­zug der Kaf­fee­kul­tur in die Bür­ger­li­chen Haus­hal­te die Nut­zung von klei­nen Löf­feln. Die sechs Pre­zio­sen waren nicht im Besitz der Mark­gra­fen. Das Mark­gra­fen­tum Bran­den­burg-Kulm­bach war ab 1810 Teil des König­reichs Bay­ern, die mark­gräf­li­chen Sil­ber­mün­zen waren kein offi­zi­el­les Zah­lungs­mit­tel mehr und so konn­ten sie in wert­vol­les Ess­be­steck für ade­li­ge oder rei­che bür­ger­li­che Haus­hal­te umge­wan­delt werden.

Fried­rich III. von Bran­den­burg-Kulm­bach-Bay­reuth, regie­ren­der Mark­graf seit 1735, stamm­te aus der Wefer­lin­ger Linie der Hohen­zol­lern, auch jün­ge­re Kulm­ba­cher Linie genannt. In erster Ehe war er mit Wil­hel­mi­ne, die „Lieb­lings­schwe­ster“ König Fried­richs II. von Preu­ßen, ver­hei­ra­tet. Sie för­der­te, zusam­men mit ihrem Gat­ten die Kün­ste und die Archi­tek­tur im Mark­graf­t­um und vor allem in Bay­reuth. Unter Mark­graf Fried­rich II. wur­den weit­aus mehr Mün­zen und Medail­len geprägt als unter sei­nen drei Vor­gän­gern. In sei­ner Amts­zeit wur­den nicht nur das Neue Schloss und das Mark­gräf­li­che Opern­haus in Bay­reuth errich­tet, son­dern es ent­stan­den auch gro­ße Kaser­nen­bau­ten auf der Plas­sen­burg und das Rat­haus in Kulm­bach sowie die neue Spi­tal­kir­che. Er starb 1763.

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